“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Das Abomodell

Foto © Pixabay 09.04.2023 Lese ich das Wort Abo beziehungsweise korrekt: Abonnement, dann habe ich vorrangig die klassische Assoziation dieses Wortes im Kopf. Das Zeitschriften-, oder Zeitungsabo. Vielleicht auch noch das Pay-TV Abo, da ich selbst ab 1992 den damaligen Fernsehsender Premiere abonnierte. Im Gegensatz zu einigen meiner Zeitgenossen verbinde ich dieses Wort auch nicht mit negativen Erfahrungen, da ich nie auf unseriöse Werbeangebote oder Drückerkolonnen hereingefallen bin. Und das Internet mit seinen unzähligen Angeboten von Newslettern, Videoportalkanälen oder Sozialen Medien gab es lange nicht und spielte für mich auch später keine besonders große Rolle. Als Informationen zum aktuellen Fernsehprogramm damals nur über die Tagespresse erhältlich war, oder alternativ und umständlich über den Videotext abgerufen werden konnten, aktuelle Nachrichten eher im Radio, in der Tagesschau oder der heute-Sendung verbreitet wurden, war man froh, dass es eine Alternative dazu gab: die Printmedien. Diese waren lange Zeit ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Auch wenn Nachrichten erst einen Tag später verfügbar waren, konnte ich mich informieren, falls ich die genannten Sendungen verpasst hatte, oder kein Radio hörte. Übersichtlich, kompakt und unterhaltsam las ich orts- und zeitunabhängig, was es aktuell Wissenswertes zu berichten gab. Das Feuilleton gab dem Ganzen noch einen unterhaltsamen Ton dazu. Hatte man die Zeitung durch, entsorgte man sie, oder nutzte das Papier zweckentfremdet zum Schuhe trocknen im Winter, oder um etwas als Schutz darin einzuwickeln, sollte ein Umzug anstehen. Hervorragend eignete sich Zeitungspapier auch, um etwas zu entsorgen, wie zum Beispiel die mittäglichen Kochabfälle, die man damals einfach nur in den Müll schmiss. Aber auch beim Einkauf war Zeitungspapier überaus beliebt. Fisch, Glaswaren oder ähnlich gefährdete Güter, wurden durchaus vom Händler darin eingepackt. Um nicht täglich den nächstgelegenen Kiosk besuchen zu müssen, ließ man sich die Zeitung bringen. Man schloss ein Abo ab. Bei uns waren es sogar zwei Tageszeitungen, die täglich in den frühen Morgenstunden im Briefkasten landeten. Da mir das dort gedruckte tagesaktuelle Fernsehprogramm nicht reichte und mir die Suche nach interessanten Inhalten im Videotext zu mühsam war, schloss ich ein Abo für eine Fernsehzeitschrift ab. Nicht, weil ich es nicht geschafft hätte mir diese jeweils alle zwei Wochen zu besorgen, sondern weil mein bevorzugtes Printblatt oft ausverkauft war. Einmal im Monat erschien eine Fachzeitschrift, die mich sehr interessierte, so dass ich ein weiteres Abonnement abschloss. Abgesehen von der Tatsache, dass es sehr bequem war diese Presseartikel geliefert zu bekommen, war es zudem einfach günstiger. Nachlässe waren im Abo üblich, so dass es für beide Seiten ein Gewinn war. Ich konnte sparen, musste keine Wege in Kauf nehmen und die Verlage erhielten regelmäßig über einen recht langen Zeitraum hinweg Geld von mir. Mit den Jahren und Jahrzehnten veränderten sich die Angebote und somit unser aller Konsumverhalten. Das Internet wurde leistungsfähiger, schneller, umfangreicher und der Zugang steht jedem offen, der es nutzen möchte. Der Vertrieb von Printmedien ging rasant zurück und ihre Inhalte verlagerten sich zunehmend ins Netz. Beliebte Zeitungen und Zeitschriften kämpfen mittlerweile immer mehr um ihre Existenz. Die beliebte Jugendzeitschrift Bravo zum Beispiel, die in ihren Hochzeiten über 1,5 Millionen Exemplare einer einzigen Auflage verkaufte, schafft es heute kaum in einem ganzen Quartal die 100.000 zu überschreiten. Auch ich habe mein Aboverhalten verändert. Ich brauche keine Fernsehzeitschrift mehr, keine tägliche Zeitung und bin auch nicht mehr gewillt für ein statisches Fernsehprogramm mit festen Sendezeiten Geld auszugeben. Zudem haben die Verlage auch irgendwann ihre Strategie verändert, dem Abonnenten finanziell entgegen zu kommen. Sogar das Gegenteil war bei mir der Fall. Der Verlag meiner Fernsehzeitschrift wollte letztendlich mehr von mir und begründete dies mit dem Porto. Das war dann für mich der ausschlaggebende Fakt, um das Abo und die zukünftigen Käufe zu beenden. Diese Art des klassischen Abos existiert noch. Sowohl in gedruckter Form, als auch in digitaler. Die Frage ist nur, wie lange und in welcher Form die Verlage in Zukunft fähig sind, ihre Angebote an den Mann zu bringen. Der Begriff Abonnement bekommt seit einigen Jahren zusehends einen anderen Charakter. Und nimmt teilweise groteske und seltsame Züge an. Was kann ich nicht alles heutzutage abonnieren. Windeln, Klopapier, Suppen, Spülmaschinentabs, Büro- und Verbrauchsmaterialien… Ich frage mich ernsthaft, ob es tatsächlich Menschen gibt, die so etwas abonnieren? Auch der Sinn eines solchen Abos erschließt sich mir nicht. Ich meine, wenn Verbrauchsmaterialien zur Neige gehen, kann ich sie sowieso online bestellen und es wird mir schnell ins Haus geliefert. Und zwar dann, wenn der Bedarf da ist und nicht zu einem festen Zeitpunkt, wo es entweder bereits verbraucht wurde, oder noch genügend vorhanden ist. Hier schießen mir große Fragezeichen durch den Kopf, wenn ich so etwas lese. Wo liegt hier der Mehrwert? Es scheint in diesen Jahren bei diversen Firmen sehr beliebt zu sein, Abos anzubieten. Selbst Literatur zu diesem Thema ist bei einschlägigen Händlern zu finden. Eines dieser Werke hieß „Warum das Abomodell die Zukunft ihres Unternehmens ist“. Ich habe es nicht gelesen, weil ich es einfach nur absurd finde, hier etwas zu suggerieren, was abseits der Mentalität der Verbraucher liegt. Natürlich könnte man alles Mögliche Abo nennen, wie die Miete, den Strom, die Telefonkosten. Aber letztendlich macht dies keinen Sinn, nur weil es in aller Regelmäßigkeit stattfindet. Die ersten Firmen, die abseits der klassischen Printmedien oder der Pay-TV-Anbieter ein Abonnement anboten, waren Softwarefirmen, die Sicherheitstools, wie Anti-Virenscanner oder Spyware vertrieben. Plötzlich hatte ich statt meines normalen Kaufs der Software, ein Jahresabo an der Backe. Vielen Käufern war es in der ersten Zeit gar nicht bewusst, dass sie plötzlich Abonnenten waren, weil sie wie immer nicht das Kleingedruckte lasen. Ich zähle mich hier eindeutig dazu. Erst im Jahr darauf kam, nach der wiederholten Abbuchung, die Erkenntnis, wie der Anbieter agierte. Da diese „Kundenbindung“ hervorragend funktionierte, weil die Kundschaft zu einem großen Teil zu bequem war das Abo abzubestellen und vielleicht auch dem Anbieter soweit vertraute, konnten sich diese Firmen so eine recht regelmäßige Einnahmequelle sichern. Sie bauten darauf, dass der Kunde, ähnlich wie es bei Energie- oder Telefongesellschaften läuft, seltener den Anbieter wechselt, oder gern auch die Vertragslaufzeit nicht so genau im Auge behält. Kündigungsfristen und Vertragsklauseln sorgen dafür, dass es dem Verbraucher schwerer gemacht wird, aus dem Vertrag auszusteigen. Wobei sich dieses Gebaren durch entsprechend gesetzliche Vorgaben langsam verändert. Dass Unternehmen grundsätzlich darüber nachdenken, ob ein Abo-Modell für sie in Frage kommt, ist nachvollziehbar. Konzerthäuser, Theater, Kinoketten, Tierparks und Zoos bieten durchaus solche Optionen an. Hier sehe ich durchaus Potential, aber auch eine gewisse WinWin-Situation für beide Seiten. Schon allein, weil es immer nur eine der Wahlmöglichkeiten ist. Ähnlich wie im Öffentlichen Nahverkehr. Ich kann, wie bisher auch, weiterhin meine Einzel-Tickets kaufen. Kritischer finde ich es, wenn ein Mehrwert für den Kunden nicht offensichtlich ist, oder wenn die Optionen sehr einseitig sind. Was hinzu kommt, ist der finanzielle Aspekt der Kundschaft. Wieviel Geld sind diese bereit zu zahlen, um in den Genuss einer bestimmten regelmäßigen Dienstleistung zu kommen. Und vor allem wie lange? Zunächst ein Beispiel aus dem täglichen Leben: Unser Fernsehen. Unsere Fernsehgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Aufgrund der fortschreitenden Vielfalt unserer Fernsehlandschaft, sanken die Zuschauerzahlen bei vielen Sendern erheblich und verteilen sich heutzutage anders auf, als noch vor wenigen Jahren. Durch ein schnelleres und leistungsfähigeres Internet war es möglich, Serien, Sendungen oder Filme mit hohen Datenraten an den Verbraucher zu übermitteln. Das ermöglichte beispielsweise der einstigen Online-Videothek Netflix, die bis 2007 ihre angebotenen Titel per DVD und Blu-Ray an ihre Kundschaft versandte, den Einstieg ins sogenannte Video-on-Demand-Geschäft per Stream. Auch andere Anbieter, wie Maxdome, oder Amazon boten hier ihre Dienste an. So richtig in Fahrt kam dieses Geschäft aber erst, als auch die Technikanbieter ihre Geräte darauf ausrichteten und Produkte, wie Fernseher, Spielekonsolen, oder Abspielgeräte internetfähig machten. Die Streaming-Anbieter veränderten unsere Gewohnheit, zu festen Zeiten, an festen Orten, also ausschließlich am heimischen Fernseher unsere Unterhaltung zu genießen. Ich konnte plötzlich an jedem Ort, zu jedem Zeitpunkt mein Lieblingsprogramm anschauen. Am PC, auf dem Tablet, oder dem Handy. Egal, ob im Urlaub, unterwegs oder zu Hause. Zudem ohne Werbeunterbrechungen und mit der Option, das Programm anzuhalten, wenn etwas zu tun war. Live-Fernsehen wird zunehmend ein Relikt der Vergangenheit. Auch deshalb, weil viele Fernsehanstalten einen Großteil ihrer Angebote zusätzlich in ihre sogenannten Mediatheken einpflegen und diese auch rege genutzt werden. Da, wie schon beschrieben, bei den Sendern die Zuschauerzahlen wegbrechen und somit auch die Werbeinnahmen, sahen sich die Anbieter gezwungen, andere Einnahmequellen zu generieren. Das Zauberwort hieß hier für die Privatsender zunächst HD-Fernsehen. Alle High Definition-Inhalte, also die hochauflösende Form des Fernsehsignals, wurden verschlüsselt und können nur gegen Gebühr und einer Smartcard abgerufen werden. Leider ist das Konzept nicht aufgegangen. Würden die Sender heute das noch kostenfrei ausgestrahlte Programm in SD-Qualität abschalten, so würden sie zirka 80 Prozent ihrer Zuschauer verlieren, weil diese gar nicht gewillt sind, hier für etwas zu zahlen, dass ihnen kaum einen Mehrwert verspricht. Damit würden nochmals die Werbeeinnahmen rapide sinken und der ein oder andere Privatsender wäre Vergangenheit. Also versucht man es auf anderem Wege. Über die Mediatheken. Plötzlich wanderten beliebte Inhalte, wie diverse Serien, oder Programmhighlights in den kostenpflichtigen Bereich, für den ich…Achtung: ein Abo abschließen muss. Die Öffentlich Rechtlichen Fernsehsender dagegen bieten ihre Inhalte sowohl in HD-Qualität, als auch in ihren Mediatheken kostenfrei an. Ob diese Vorgehensweise der Privaten letztendlich zu einem Erfolg führt, dürfte bezweifelt werden. Denn der Großteil der Sendeinhalte, den ich hier für einen Aufpreis abrufen kann, ist mehr als dürftig. Der Erfolg von Netflix, Apple-TV, Amazon-Prime und Co. ist kaum zu bremsen. Dies ruft nun plötzlich auch Begehrlichkeiten bei den Produktionsfirmen auf den Plan. Filmstudios, Fernsehstudios, Serienmacher und Vertriebe wollen ein größeres Stück vom Kuchen im Streamingbereich, statt nur Inhalte zu liefern. Dass ihnen die populären Streamingdienste in den letzten zwei Jahren eigentlich den Arsch gerettet haben, weil sie ihre Produktionen kaum in die Kinos bringen konnten, spielt anscheinend keine Rolle. Und so startete der Disney-Konzern einen eigenen Kanal gegen Bezahlung. Aber auch andere Unternehmen, wie der US-amerikanische Fernsehanbieter HBO stehen in den Startlöchern, um ihre Dienste hier in Deutschland exklusiv anbieten zu können. Wie weit der Verbraucher auf diese Angebote eingehen wird, wie viele Streamingdienste er bereit ist im Abonnement zu bezahlen, das steht in den Sternen. Wem die GEZ-Gebühr schon zu viel sind, der wird eher weniger bereit sein, für seine Unterhaltung auch noch extra zu zahlen. Ich denke, dass in der Zukunft auch diese Modelle eher zum Scheitern verurteilt sind. Bis zu einem bestimmten Grad ist der Zuschauer sicherlich gewillt, einen Beitrag zu leisten, wenn er einen Mehrwert, einen Vorteil erkennt. Aber es wird eine Grenze geben, über die er nicht hinausgehen wird. „Was in der Unterhaltung und bei Anti-Viren-Programmen zur Zeit gut funktioniert, könnte doch auch an anderer Stelle klappen“, dachten sich diverse Softwarehersteller. Und somit ist auch hier ein Trend zu erkennen, der mich regelrecht zu nerven beginnt. Adobe beispielsweise, ein US-amerikanisches Software-Unternehmen, dass den meisten bekannt sein dürfte durch Programme wie den Acrobat Reader oder Photoshop, ist eine der konsequentesten Verfechter des Abo-Modells. Bereits 2013 bot das Unternehmen keine Software mehr zum Kauf an. Um die Programme nutzen zu können, abonniert der Anwender hier Einzelprogramme oder Programmpakete, die monatlich zu zahlen sind. Von aktuell 24,00€ bis 70,00€ Euro im Monat. Kündige ich mein Abo, so lässt sich auch die Software nicht mehr nutzen. Das Ganze nennt man dann freundlicherweise Creative Cloud. Für ein Unternehmen, für Menschen, die mit diesen Produkten Geld verdienen, mag eine solche Option funktionieren. Für den Privatanwender jedoch, der ab und zu mal eine Bildbearbeitung startet, ganz sicher nicht. Ich selbst habe eine 10 Jahre alte Version eines der Programmpakete, die es damals noch zu kaufen gab. Sie funktionieren immer noch bestens, da die meisten Grundlagen sich bis heute gar nicht verändert haben. Wäre ich ab 2013 tatsächlich auf diese Abo-Variante umgestiegen, hätte ich bis heute ziemlich viel Geld verschwendet. Aber auch andere Unternehmen, wie Microsoft mit ihrem Office365, oder CorelDraw setzen mittlerweile darauf, dass sich ihre Anwender auf ein monatliches, oder jährliches Abo einlassen. Wobei letztere Firma auch immer noch ein Kaufangebot im Sortiment hat. Ein besonderes Augenmerk lege ich derzeit auf diverse Softwareprodukte für die Musikproduktion. Auch hier sehe ich einige Anbieter, die bereits Abo-Varianten in ihren Katalog aufnahmen, oder gerade damit beginnen, so etwas einzuführen. Sollte der Weg in Zukunft ausschließlich in diese Richtung gehen, wäre das ein großes Ärgernis für mich. Ich besitze zwar eine gute Anzahl an analogen und digitalen Instrumenten, mit denen ich ohne Zweifel meine Produktionen durchführen könnte, jedoch habe ich für bestimmte Aufgaben auch eine nicht ganz unerhebliche Sammlung von Software-Instrumenten und Studiotools. Im Laufe der Jahre habe ich mir diese Sammlung aufgebaut und hoffe natürlich, dass ich sie für lange Zeit auch weiterhin nutzen kann. Im Gegensatz zu Anti- Virenscannern, oder anderen Computer-Sicherheitstool, die ständig aktualisiert und ausgebaut werden müssen, werden diese kreativen Programme oft nur wenig verändert. Ich besitze beispielsweise Software-Synthesizer, die seit 10-15 Jahren nur leicht modifiziert wurden, damit sie auf aktuellen Betriebssystemen laufen. Die Sounds, der Aufbau, oder das Handling sind seitdem gleich geblieben. Stelle ich mir vor, ich müsste all diese Werkzeuge abonnieren, um sie weiter nutzen zu können, dann würde ich auf einen Großteil wahrscheinlich verzichten. Einfach nur, weil ich es mir nicht leisten kann. Hinzu käme, abgesehen von der Nutzung, dass es mir kaum Vorteile bringt, weil sich nichts ändert. In meinen Musikproduktionen gibt es immer wieder Songs, oder Ideen, die lange brauchen. Manchmal sind es Jahre. Wenn ich diese nicht in ihrer ursprünglichen Form aufrufen kann, nur weil ich kein Geld hatte, bestimmte Instrumente vorzuhalten, wäre das ein Desaster. Ich bin sowieso nicht der Typ, der jedes Update, jede Neuerung und jede Erweiterung einer Software mitmacht. Selbst, wenn sie kostenfrei ist. Ich habe kein Problem damit, 5 Versionen abzuwarten, bis ich sie auf den aktuellen Stand bringe. Wenn sie soweit funktionieren und für meine Zwecke geeignet sind, sehe ich hier keine Veranlassung. Ich hoffe inständig, dass diese Art der Vermarktung, das Abo, bei diesen Anbietern auch weiterhin nur eine Option bleiben wird und ich meine Updates oder Neuinstrumente unabhängig davon kaufen kann. Und zwar dann, wenn ich es will. Sollte das in Zukunft nicht möglich sein, werde ich meine Auswahl genau treffen müssen, welche Unternehmen überhaupt noch von mir profitieren. Und diese Auswahl wird von vielen anderen meiner Mitstreiter weltweit ebenso getroffen. Mal sehen, wer dann auf der Strecke bleibt. Dass die Beschränkung auf ein Abo-Modell auch nach hinten losgehen kann, musste erst kürzlich die israelische Softwareschmiede Waves erfahren. Diese vertreibt Plugins für Musikproduktionen. Bisher verkauften sie Einzelprodukte und zusammengefasste Plugin-Pakete. Ohne Ankündigung oder Vorwarnung stellte man hier von heute auf morgen die Verkaufsplattform ein und kündigte an, dass ab sofort nur noch das Abo-Modell gilt. Nicht nur ein Aufschrei ging durch die Musiker-Community, sondern ein Shitstorm, wie ich ihn selten erlebt habe. Viele fühlten sich regelrecht betrogen und kündigten an, sich von der Firma abzuwenden, da es genügend Konkurrenzprodukte auf dem Markt gibt. Nach nicht mal fünf Tagen ruderte Waves mit einer ausufernden Entschuldigung des CEOs zurück und versprach, dass alles wieder zum Alten zurückkehre. Tja, so kann es auch gehen. Wie man sieht, hat diese Art der Vermarktung so seine Tücken und Nachteile. Für geschäftliche Zwecke mag es gut sein, wenn man regelmäßig monatliche Kosten verbuchen kann und keine großen Investitionen tätigen muss, um Arbeitsmittel auf Softwarebasis zu nutzen. Für den Privatanwender jedoch macht es oft keinen Sinn. Besonders dann nicht, wenn dieser abwägen muss, wie er eine monatliche Belastung auf Dauer stemmt, sollte er ähnlich wie ich diverse Softwareprodukte nutzen. Da kommen wir wieder zurück zu den Überlegungen mit den Streaming-Anbietern: Ein, zwei Abos lasse ich mir vielleicht noch gefallen, aber ein drittes oder viertes? Irgendwann ist auch beim besten Film- und Serienfan eine Grenze erreicht, die ganz sicher nicht überschritten wird. Für jemanden, der nur ein Office-Programm, oder einen Anti-Virenscanner nutzt und das ein oder andere Tool auf seinem Rechner hat, um alltägliche Dinge zu erledigen, der wird wahrscheinlich meine Überlegungen nicht teilen, oder nachvollziehen können. Wer jedoch ein Hobby hat, oder professionell arbeitet und auf Software angewiesen, die unter Umständen auch breit gefächert und umfangreich ist, für den sieht es anders aus. Gerade in den kreativen Bereichen nutzt man oft eine Vielzahl von Programmen, um ans Ziel zu kommen, wie die Musik, das Filmemachen, die Fotografie, oder ähnlich gelagerte Betätigungsfelder. Und je weiter die Digitalisierung voranschreitet, umso mehr wird man auf solche Arbeitsmittel angewiesen sein. Wie bereits gesagt: Natürlich kann man es nachvollziehen, dass Firmen davon träumen, in aller Regelmäßigkeit Geld ins Haus gespült zu bekommen. Nicht erst, wie bei den Software-Firmen, falls ein neues Produkt, Updates, oder Upgrades zur Verfügung stehen. Die Frage, die sich jedoch auch stellt, da gerade Software ein recht schnelllebiges Geschäft ist, wann kommt der nächste Anbieter um die Ecke, der ein besseres Produkt entwickelt hat? Was, wenn er bessere Konditionen bietet? Wie schnell wird die Kundschaft reagieren? Auch hier ein kleines Beispiel. Die Software DaVinci Resolve von der Firma Blackmagic, wurde ursprünglich als Tool für Farbkorrekturen, für die Filmindustrie erschaffen. Mit den Jahren mauserte sich die Software zu einem vollwertigen Filmschnittprogramm, dass mittlerweile nicht nur in Hollywood, sondern auch bei vielen Profi- und Hobby-Filmschaffenden zu finden ist. Das Interessante dabei ist, diese Software ist kostenfrei und kann sich ohne Weiteres mit den bisherigen Platzhirschen messen. Gegen Aufpreis kann man sich noch unzählige Funktionen freischalten lassen. Ob man dies braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber so geht es auch.